Ich finde das Cover und den Titel von „Das Tal der Blumen“ wunderschön. Beides steht im krassen Gegensatz zum Inhalt und ist deswegen passend.
In dem Roman steckt eine stark erzählte Geschichte und für mich eine ungewöhnliche und emotionale Überraschung.
Denn das Tal der Blumen ist ein Friedhof auf Ostgrönland, einem Land mit einer immens hohen Selbstmordrate. Dort werden die Gräber mit bunten Plastikblumen geschmückt, die durch die langen Winter und die harten Witterung schnell dem Verfall anheim fallen.
Es ist kein schöner Ort, kein idyllischer Ort.
Das Leben von Korneliussens Ich-Erzählerin ist ebenfalls nicht schön und nicht idyllisch. Die Stimmung in ihrer jungen Generation ist depressiv und mit wenig Perspektive, einige ihrer Freund*innen haben bereits Suizid begangen.
Ein Studium in Dänemark soll ihr neue Möglichkeiten eröffnen, obwohl ihr die räumliche Trennung von ihrer Freundin Maliina schwerfallen wird.
Die Liebesbeziehung zwischen den beiden Frauen ist intensiv und zärtlich.
Dänemark wird zur Katastrophe, die Erzählerin wird von Mitstudierenden als Grönländerin exotisiert und findet keinen Anschluss. Das Studiensystem versteht sie nicht und sie hat keine Kontrolle.
Als Maliinas junge Cousine Selbstmord begeht, nutzt sie die Chance, zu ihrer Freundin zurückzukehren und sucht im Tal der Blumen nach Antworten.
Warum sind so viele Menschen in ihrem Umfeld verzweifelt? Warum gibt es so wenig Hilfsangebote? Und warum fühlt sie sich selbst so unzureichend und voller Schuldgefühle?
Individuelle Geschichte und politischer Roman
Korneliussen hat mit “Das Tal der Blumen” einen sehr intensiven Roman aus der subjektiven Sicht ihrer Erzählerin geschrieben, und doch ist es auch ein politisches Buch. Ihre Erzählerin ist die Stimme einer ganzen Generation, ihre Probleme sind strukturell.
Es ist ein lauter, verzweifelter Schrei nach Hilfe und Aufmerksamkeit, der in seiner poetischen und gleichzeitig rohen Sprache eine unglaubliche Dringlichkeit ausstrahlt.
Korneliussen kontrastiert den großen Wunsch nach Schönheit, Liebe und Leben mit den realen und wenig schönen Details des Lebens.
Das Tal der Blumen ist das perfekte Symbolbild für diesen Gegensatz. Für mich großartige, vielschichtige und emotionale Literatur.
»Du darfst dir niemals von irgendwem sagen lassen, dass du nicht in diese Welt gehörst!«
Vielen Dank liebes Team vom Bloggerportal und btb Verlag für dieses ungewöhnliche Rezensionsexemplar!
Aus dem Dänischen von Franziska Hüther
Auch auf dem letteratura Blog gibt es eine schöne Rezensionen zu diesem Roman.
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