Der Gott des Waldes von Liz Moore

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Der Gott des Waldes Liz Moore Rezension

„Ein literarischer Thriller der Spitzenklasse“ blurbt The Guardian direkt auf dem Cover von „Der Gott des Waldes“. Klar, das ich mir so einen Roman nicht entgehen lassen kann.

Ich hatte bereits „Long Bright River“ von Moore gelesen und gemocht, als letztes Jahr beim Bloggerinnentreffen auf der FBM ihr neuer Roman angekündigt wurde.

Seitdem freue ich mich auf dieses Buch.

Und ich hatte mit dem fast 600 Seiten langen Buch wirklich eine sehr unterhaltsame Lesezeit, auch wenn ich nicht ganz ohne ein paar Kritikpunkte auskomme.

Das Setting gefällt mir natürlich ausgesprochen gut. Der gesamte Roman spielt auf verschiedenen Zeitebenen in einem bergigen und waldigen Naturresservat in den nordamerikanischen Adirondack Mountains.

Dort gibt es ein kleines Camp, in dem Kinder und Jugendliche aus dem nahegelegenen New York ihre Ferien verbringen, wie es in den USA oft üblich ist. 

Die Handlung beginnt sofort mit Action, denn eine Jugendliche, Barbara, ist über Nacht aus dem Camp verschwunden, wie ihre Betreuerinnen entsetzt feststellen.

Die Situation wird dadurch verkompliziert, dass Barbara die Tochter der Großgrundbesitzerfamilie Van Laar ist, denen das gesamte Gelände und auch das Camp gehört.

Es ist außerdem das Jahr 1975 und die technischen Möglichkeiten für eine Suche sind begrenzt. Natürlich wird das Gelände weitreichend durchsucht und die Polizei wird eingeschaltet.

Der Ernst der Lage ist allen klar, denn Jahre zuvor ist bereits ein anderes Kind der Van Laars, Barbaras Bruder Bear, aus dem Sommercamp verschwunden und nie wieder aufgetaucht. Sein mutmaßlicher Entführer und Mörder wurde damals rasch identifiziert, obwohl Bears Leiche nie gefunden wurde.

Fall aus der Vergangenheit

Moore verwendet in ihrem Roman verschieden Perspektiven und verschiedene Zeitebenen. Zwischen der aktuellen Geschichte springt sie zurück in die Zeit von Bears rätselhaften Verschwinden. Und sogar noch weiter zurück in die Zeit vor seiner Geburt. Die Geschichte seiner Mutter Alice, die ganz jung in die reiche Famillie Van Laar einheiratet und sehr schnell eine sehr unglückliche Ehe führt, ist beklemmend.

Mit den Zeitsprüngen in „Der Gott des Waldes“ komme ich sehr gut zurecht. Aber die vielen Erzählperspektiven und die vielen involvierten Familien und Personen verwirren mich. Hier wäre meiner Meinung nach, trotz der hohen Seitenzahl, einiges an Einsparpotential gewesen, ohne dass die eigentliche Geschichte darunter leidet.

Auch die vielen angerissenen Konfliktfelder erweisen dem Roman keinen guten Dienst. Statt der vielen Themenfelder wäre ich lieber noch näher an die eigentlichen Kernfiguren, ihre Motive und ihre Gefühlswelt herangekommen.

Denn obwohl Moore die Gedankengänge ihrer Figuren durch die verschiedenen Erzählperspektiven gut nachvollziehbar macht und sie für Spannungsliteratur detailiert anlegt, bleiben sie mir persönlich zu flach.

Schwache Auflösung

Dennoch bilden Moores atmosphärische Schilderungen des Camps im Wald und die vielen gesellschaftlichen Themen wie soziale Ungleichheit, Wohlstandsverwahrlosung und Machtmissbrauch eine gute Mischung. Dass sie, so wie bereits in „Long Bright River“,  weibliche Perspektiven und weibliches Erleben in den Mittelpunkt stellt, ist gerade für einen Thriller, immer noch eine besondere Erwähnung wert.

Gerne empfehle ich dir „Der Gott des Waldes“ weiter. Auch wenn der Roman meinen zu hohen Erwartungen vielleicht nicht ganz gerecht wurde.

  • Der Gott des Waldes Liz Moore Klappentext
  • Liz Moore

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