Lapvona von Ottessa Moshfegh

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Lapvona von Ottessa Moshfegh

▫️ich verfolge eifrig die Neuerscheinungen und natürlich ist mir „LAPVONA“ von Ottessa Moshfegh nicht entgangen. Nachdem mich Moshfeghs „Mein Jahr der Ruhe und Entspannung“ ziemlich fasziniert hatte, stand es ganz oben auf meiner Lese-/Hörwunschliste.

▫️Und das war auch gut so, denn schon nach ein paar Hörminuten klatschen die ersten Gedärme auf den Boden. Es geht erwartungsgemäß weiter in diesem mittelalterlich anmutenden Dorf Lapvona. Moshfegh präsentiert die ganze Palette an menschlichen Abscheulichkeiten: Mord und Totschlag, Kannibalismus, Vergewaltigung…you name it.

Genauso abstoßend sind die Todsünden des Geistes: Habgier, Missgunst und Triebhaftigkeit.

Ein alter, lange nicht mehr benutzter Begriff aus meiner Kindheit fällt mir ein: Lauheit, gemeint im theologischen Sinn.

▫️Ja, lau und dumm sind die Bewohner:innen von Lapvona und des dazugehörigen Schlosses in ihrem Reigen aus Gewalt und menschlichen Lastern.

▫️Mir gefiel dieses Hörbuch ausgesprochen gut, was merkwürdig wirkt, wenn man sich die obigen Beschreibungen durchliest. Natürlich wird mit den Abartigkeiten wunderbar mein voyeuristisches Bedürfnis nach arousal bedient, aber in dem Roman steckt viel mehr.

Im dekadenten Verhalten der Schlossbewohner erkenne ich wie in einem Spiegel unser eigenes Verhalten in der sog. zivilisierten Welt. Sitzen wir nicht auch übergewichtig und abgestumpft gegenüber dem Leid anderer wie die Made im Speck in unserem Wohlstand? Graben wir nicht auch anderen Ländern Wasser und Ressourcen ab um unseren eigenen Lebensstil zu sichern? Die Augen verschlossen, und nur auf der Jagd nach dem nächsten Amüsement?

Das ist meine persönliche Lesart und nur ein Beispiel für die Vielschichtigkeit dessen, was in Moshfeghs Roman gelesen werden kann. Religionskritik, Geschlechterrollen, alternative Lebensmodelle als Erlösungsversprechen….es gibt viele Ansatzpunkte wo eine tiefere Bedeutung durch die sinnlos scheinenden irrlichternden Erzählstränge durchscheint.

▫️Doch selbst ohne die tiefere Analyse dieser zusätzlichen Schichten hätte ich in „LAPVONA“ einen unterhaltsamen metaphysischen, auf keinen Fall mittelalterlich authentisch zu lesenden Roman gefunden, den ich euch auf jeden Fall empfehlen will!

 Das Hörbuch genial gelesen von Madeleine Coco Sanders und erschien bei Hörbuch München.

Übersetzung von Anke Caroline Burger 

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