SOFTHORRORSTORIES
Softhorrorstories? Wie gut klingt das bitte?
Springt dich dieser Begriff auch gleich an? Dann lies gerne weiter, vielleicht sind Nina Hellers Geschichten aus „Nachts sind alle Katzen“ auch was für dich!
Es handelt sich bei „Nachts sind alle Katzen“ um das Debüt der studierten literarischen Schreiberin Nina Heller.
Die Figuren in ihren Kurzgeschichten sind ausnahmslos junge Frauen und entsprechend sind die Themen. Genau das will ich lesen, ich will den weiblichen Blick auf Alltäglichkeiten, Besonderheiten und Beziehungen. Das mochte ich schon in den Short Stories „Send nudes“ von Saba Sams, und ich mag es auch hier.
“Schließlich wusste ich nicht einmal mehr, ob ich einfach gerne Cargohosen trug oder in eine Falltür mit der Aufschrift „Internalisierte Misogynie“ gestürzt war und jetzt mit verdrehtem Knöchel am Boden lag.”
Ja, wer weiß das schon? Und wer stellt überhaupt die Frage?
Es ist, ähnlich wie bei Sams, diese genau Beobachtungsgabe von Heller, die ihre Geschichten auszeichnet und besonders macht. Sie beobachtet (und beschreibt) die Verhaltensweisen ihrer Figuren und erspürt den Horror, der dahinter liegt lauern kann.
Der Horror des Alltäglichen
“Es sich einfach machen” ist eine der längeren Geschichten und diese subtilen Untertöne gefallen mir sehr gut. Sie lässt viel Raum für Deutungen und ich kann zwischen den Zeilen Andeutungen einiger aktueller und relevante Themen wie offenen und versteckte Misogynie, fehlender Konsens und die Suche nach Sinn und einem Lebensweg mit Anfang der 20 erkennen. Das bildet in Summe ein authentisches Stimmungsbild dieser Jahre und Heller bringt diese etwas trostlose Atmosphäre gut rüber. Für mich hätte die Geschichte und die Themen allerdings gerne noch etwas konzentrierter und deutlicher herausgearbeitet sein können.
“Pferdemädchen” ist dagegen sehr kurz und erinnert mich, ebenso wie die titelgebende Geschichte „Nachts sind alle Katzen“, in ihrem surrealistisch angehauchten Stil ein wenig an asiatische Autorinnen wie Murata oder Han Kang. Gefällt mir und habe ich im deutschen Sprachraum so noch recht wenig gelesen.
Der Horror lauert im Verborgenen, manchmal schaut er aus seinem Versteck heraus. Der Horror lauert in der Spießigkeit, im Älter werden, er lauert in der Misogynie, die wir im Alltag manchmal gar nicht mehr wahrnehmen, er lauert in der selbstverständlichen Übergriffigkeit von Männern. Und er lauert auch in den Erzählerinnen selbst.
Ein kurzer Blick ins Herz der Finsternis.
Ich merke beim Schreiben der Rezension, wie mich die Geschichten von „Nachts sind alle Katzen“ noch beschäftigen, für mich ein positives Zeichen. Auch wenn der Untertitel Softhorrorstories meine Erwartungen vielleicht ein wenig zu hoch geschraubt hatte, hat mir diese Sammlung sehr gut gefallen. Ein tolles schriftstellerisches Debüt, das mir Lust auf mehr Literatur von Nina Heller macht!
Ein großes Dankeschön für das Rezensionsexemplar an den GANS VERLAG, den ich bereits mit Kuhlbrodts „Krüppelpassion“ dank dem Büro für Text und Literatur von Birgit Böllinger ganz frisch für mich entdecken durfte.
Ebenfalls Danke und ganz viele Erfolgswünsche an Nina Heller!
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