Eine Frau wird zum Tier. Genauer gesagt zum Hund.
Klingt nach einer spannenden und aufregenden Prämisse für einen Roman und das ist es auch.
„Nightbitch“ ist der Debütroman der Autorin Rachel Yoder und hat mir fulminant viel Spaß gemacht! Beschrieben wird er als „feministischer Familienroman“.
Die Erzählerin, ist gerade erst Mutter eines kleinen Jungen geworden und stellt merkwürdige Veränderungen bei sich fest. Ihr wächst stellenweise Fell, sie verspürt ungemeinen Hunger auf rohes Fleisch, und hat auf Grund eines gesteigerten Jagdtrieb Lust kleinere Tiere zu erlegen.
Und das sind nur die oberflächlichen Veränderungen.
Aktuell ist sie in ihrem Leben sehr unglücklich. An der Vereinbarung von kleinem Kind und ihrer künstlerischen Beruftätigkeit ist sie verzweifelt und hat schließlich resigniert. Während für ihren Mann beruflich und privat nach der Geburt des Sohnes alles beim Alten bleibt, quält sich die junge Mutter durch endlose, langweilige Tage mit Kleinkindversorgung und Haushalt. In den Beschreibungen, wie sich die eigene Kreativität und die Konzentrationsfähigkeit während dieser sich endlos wiederholender Tätigkeiten verabschiedet und abstumpft, finde ich mich voll wieder.
Und ich liebe Yoders auf den Punkt gebrachte und durch den Humor verstärkten feministische Erzählweise.
Mit der allmählichen Verwandlung zum Hund ändert sich einiges für die Erzählerin. Hunde brauchen keinen Beruf und keine Kunst, Hunde kämmen sich nicht und kümmern sich nicht um den Haushalt. Hunde toben und leben im Moment und erziehen ihre Welpen liebevoll und spielerisch. Lustigerweise finde ich mich in dem Erziehungsstil und in der Haushaltsführung der zum Hund werdenden Frau wieder, das macht wirklich großen Spaß!
Einzig was mit der Katze passieren wird, war von Anfang an klar…
Das Tier…äh..der Hund in mir
Ob die Verwandlung zum Hund doch nur metamophorisch zu lesen ist oder als wortwörtlich ist eigentlich egal.
Denn was bedeutet es ein Tier zu sein? Yoder wirft in ihrem Roman die interessante Frage auf, inwieweit Mensch und Tier sich gerade in Bezug auf Geburt und Elternschaft unterscheidet oder gleicht. Ein weiteres Thema Yoders ist die Verbindung und Vereinbarkeit von Mutterschaft und künstlerischem und kreativen Schaffen.
Yoder zeigt in „Nightbitch“ Mutterschaft in ihrer ganzen ursprünglichen Mächtigkeit, Grausamkeit und Finsternis und unterhält mich nachdenklich und lustig auf höchst feministischen Niveau!
Und auf Grund der abgefahrenen Elemente gibt es von mir eine Lust auf Literatur Spezial Leseempfehlung!
Ich habe das überaus formidable Hörbuch vom Argon Verlag gehört, überzeugend gelesen von @janakozewa. Der Roman selbst erscheint beim Klett Cotta Verlag.
Aus dem Amerikanischen von Eva Bonné
Schreibe einen Kommentar