Ich war von dem Roman von „Wo Milch und Honig fließen“ so sehr begeistert, dass ich dringend mehr Stoff der amerikanischen Autorin C Pam Zhang lesen wollte. So musst das Hörbuch von ihrem Debütroman „Wie viel von diesen Hügeln ist Gold“ her.

Und was soll ich sagen, er hat mir fast noch besser gefallen als „Wo Milch und Honig fließen“!

Wo Zhang die Handlung von „Wo Milch und Honig fließen“ in einer nahen Zukunft ansiedelt, spielt „Wie viel von diesen Hügeln ist Gold“ in der Vergangenheit Amerikas zur Zeit der Besiedlung und des Goldrausches. Es ist eine Wild West Geschichte, die aber nicht aus der Perspektive des weißen Cowboys geschrieben ist, sondern aus einem bisher wenig beachtetem Blick. Dem der asiatischen Einwander*innen, die zum Teil ins Land geholt wurden, um als billige Arbeitskräfte für den Bau der Infrastruktur ausgebeutet zu werden.

Zhang bricht damit mit dem Bild der homogenen weißen Siedlerwelle, die so oft in Filmen und Büchern dargestellt wird.

Es ist aber auch eine vielschichtige Geschichte über Familie und ihre Abgründe.

Die beiden Geschwister Lucy und Sam sind als Waise auf sich alleine gestellt. Sie ziehen durch die Hügel des weiten Westens und sind mit Überleben beschäftigt. In einer Truhe führen sie die gesalzte Leiche ihres Vaters mit sich auf der Suche nach einer Begräbnisstelle. Die Mutter und der neugeborene kleine Bruder sind schon vorher im Kindbett gestorben.

In Rückblenden erfahre ich mehr über die Geschichte der Familie und ihr Leben in einer Goldgräbersiedlung. Wie so viele arbeiteten auch die Eltern von Lucy und Sam an ihrem eigenen amerikanischen Traum, der nach vielen harten Jahren auf einem guten Weg war, sich für sie zu erfüllen. 

Vom Tellerwäscher zum Millionär?

Doch Zhang lässt keinen Zweifel daran aufkommen, dass es nicht für alle reicht einfach hart genug zu arbeiten, was uns die westliche Leistungsgesellschaft so gerne glauben macht. Diese Botschaft lässt sich eins zu eins in unsere Zeit übertragen. 

Weltweit basiert Wohlstand auf der Ausbeutung anderer. Ausgrenzung, Diskriminierung und Othering separieren die Klassen in oben und unten. Auch Themen wie die Umweltzerstörung und die Vertreibung und Vernichtung der indigenen amerikanischen Völker klingen in Zhangs Roman an.

Über allem liegen die Fragen: was ist wertvoll für dich, was ist Gold für dich und was bist du ohne Gold?

Ich finde den Aufbau und den Schreibstil sehr spannend und ansprechend und C Pam Zhang bedient perfekt meine Liebe für Belletristik aus den USA. 

„Wie viel von diesen Hügeln ist Gold“ bekommt von mir eine fette Lese-/Hörempfehlung. Genauso wie das im Januar erschienene „Wo Milch und Honig fließen“.

Das Hörbuch wird souverän und mitreißend von Inka Löwendorf gelesen. Eine Produktion von Argon Verlag.

Übersetzt von: Eva Regul